Das neue Haus für die taz an der Friedrichstraße beruft sich auf ein neues Verständnis von Stadt; es entsteht nicht zufällig im Kontext des Kunst und Kreativquartiers an der ehemaligen Blumengroßmarkthalle. Das Haus steht auch für die Rehabilitierung der südlichen Friedrichstraße. In einer heterogenen Nachbarschaft schafft es wie selbstverständlich den Spagat zwischen der Geschäftshaus- und Einkaufsmagistrale, dem kleinen Stadtpark und dem neuen Quartier.
Es wird ein offenes Haus durch seinen Inhalt und die Menschen, die es nutzen werden; um dieses deutlich in den Stadtraum signalisieren zu können, verfügt das Haus über vielfältige Möglichkeiten: die großen, begrünten Loggien, die den öffentlichen Verkehrsflächen zugewandt sind, durchgängig offene Erdgeschosszonen, die nur zart umhüllten Treppenräume und den Raum a1, ein vielfach bespielbarer „Agitator“: auf der Ecke, ganz oben.
Die Kombination von Baufeldgröße, Raumprogramm und Bebauungsplan lassen nicht viel Spielraum für die stadträumliche Gestaltung – unser Entwurf setzt auf eine subtile Spannung zwischen Blockrand und Solitär.
Das neue Haus für die taz ist bewusst kein Hochhaus. Nicht nur die Holzbauweise, auch die Haltung als Neuling im Quartier bedarf dieser Zurückhaltung. Seine dennoch ausdrucksstarke Präsenz wird erzeugt durch Irritationen in dieser auch programmatisch zu verstehenden Zurückhaltung; maßgeblich dafür eine schillernde Haut aus Recyclingmaterial. Das kann zum Beispiel die Technik des brasilianischen Künstlers Raimundo Rodriguez sein, der Getränkedosen auf Trägerplatten aufzieht und damit ausdrucksstarke Texturen und Muster erzeugt.
Die zum Park hin gewandte Fassade weist zweigeschossige Ausschnitte aus dem Baukörper auf, die die bewegte Silhouette von Frizz23 horizontal und vertikal fortsetzen. Sie sind ein möglicher und naheliegender Rahmen für Botschaften in die Stadt (Kampagnenhängung).
Die Konzentration / Verdichtung des Redaktions- und Verlagsprogramms auf die sechs Regelgeschosse ermöglicht es, „das Beste“ – die 1a Dachetage zum Park – zusätzlich zum Raumprogramm zu bespielen und auch Dritten anzubieten. Dort entsteht ein exponierter und zugleich abgehobener Ort, der zur Schau und Diskussion stellt. Hier werden künstlerische Positionen ausgestellt, politische und kritische Kreativität im Quartier durch andere Meinungsmacher sowie vielfältigst erlebnisreiche Veranstaltungen findet einen Ort. Zwei großzügige Dachterrassen sind diesen Räumen zugeordnet und vervielfältigen die Nutzungsmöglichkeiten in den lauen und warmen Monaten.
Der Wunsch, Verlag und Redaktion wieder im gleichen Haus unterzubringen, wird 1:1 umgesetzt und das Atrium überdacht. Das Atrium ist Mitte des Hauses und alle Bereiche verbindendes Element. Das Dach wird ausgestattet mit schallbrechenden, Resonanzen verhindernden Trägern, dazwischen große Öffnungsflügel, die im Sommer vor Überhitzung schützen und bei geeignetem Wetter Außenklima und Draußengefühl ermöglichen.
Die Zuordnung der Nutzungsbereiche (Redaktionen, Verlag, Genossenschaft etc.) zu- und untereinander folgt ganz überwiegend den Vorstellungen der Ausloberin; die Anordnung in den Geschossen variiert die Ausschreibung.